Die Chemie-Region

Die Region von Essen über Düsseldorf bis Köln und nach Bonn zählt zu den größten und bedeutendsten Standorten der chemischen Industrie in Europa. In und um die bedeutenden Chemie- und Kunststoffzentren der Region  haben sich 250 Chemieunternehmen mit über 80.000 Beschäftigten angesiedelt. Über die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette sichert die Chemieindustrie im Rheinland mehr als 300.000 Arbeitsplätze.

Chemieprodukte

Die Produkte der Chemieunternehmen sind häufig in der Bevölkerung nicht bekannt. So sind gut 80% des Absatzes der chemischen Industrie keine Marken- oder Endprodukte, sondern fließen als Vorprodukte in die Fertigungsprozesse von Industrieunternehmen der unterschiedlichsten Branchen. Die Chemie gehört damit zu den Schlüsselindustrien des Rheinlands, mit Querschnittswirkung für das ganze Wirtschaftssystem. Erzeugnisse der chemischen Industrie finden sich in nahezu allen Gegenständen des täglichen Lebens. Von Kleidung über Kosmetik bis hin zu elektronischen Geräten und Autos, die Liste ist lang. Chemie steckt überall drin und wird uns auch in Zukunft täglich begleiten.

 

Die Struktur der im Rheinland vertretenen Chemieunternehmen ist sehr heterogen. Weltweit tätige Konzerne und Großunternehmen sind ebenso vertreten wie zahlreiche mittelständische Familienbetriebe. So beschäftigen nahezu 60% der Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland weniger als 200 Mitarbeiter.

Die Unternehmen der Grundstoffchemie bilden den Schwerpunkt in der Region. Darüber hinaus ist im Rheinland aber die gesamte Branchenpalette der chemischen Industrie vertreten, so z. B. die Kunststoffverarbeiter, die pharmazeutische Industrie genauso wie die Hersteller von Körperpflegemitteln, Lacken und Farben oder Kautschukprodukten. Im Umfeld der Produktionsbetriebe haben sich zudem zahlreiche industrienahe Dienstleistungsunternehmen niedergelassen.

 

  • Die Entwicklung der Chemie-Region

    Zu den ältesten Zweigen der chemischen Industrie im Rheinland zählt die Produktion von Duftstoffen. Bereits im 18. Jahrhundert ließen sich Unternehmen aus diesem Bereich in Köln nieder und nutzten die unmittelbare Nähe zu einem großen Absatzmarkt. Der Absatzmarkt ist auch heute noch ein maßgebliches Kriterium für die Ansiedlung der Unternehmen: So erreicht man von der Region aus innerhalb einer Stunde Fahrzeit 16 Millionen Menschen, nach drei Stunden über 60 Millionen, innerhalb eines Tages - oder in einem Radius von 500 km - erreicht man 120 Millionen Menschen und somit 40% der gesamten EU-Bevölkerung.

    Neben der Marktnähe zog seit jeher der Rhein als Transportweg  Chemieunternehmen in die Region. Der Rhein, mit der Anbindung an die großen Chemiestandorte in Antwerpen und Rotterdam, gilt als wichtigster Standortfaktor der chemischen Großindustrie, die sich im 19. Jahrhundert von Wesseling über Leverkusen bis nach Düsseldorf etablierte. So verlegte z.B. Henkel 1878 seinen Sitz von Aachen nach Düsseldorf, Bayer nahm zu dieser Zeit die Produktion in Leverkusen auf. Die angrenzenden Lagerstätten des Rheinischen Braunkohlereviers waren als Energielieferant ebenfalls ein entscheidender Faktor für die Unternehmensansiedlungen in der Region. Ihre heutige Struktur und Bedeutung gewann die Chemieregion jedoch zwischen 1950 und 1960. In dieser Zeit wechselte die chemische Industrie weltweit – so auch im Rheinland – vom Grundstoff Kohle zum Erdöl. Das hatte die Ansiedlung neuer petrochemischer Werke wie die Rheinische Olefinwerke GmbH in Wesseling und die EC Erdölchemie in Worringen zur Folge.

    Mit dem Ausbau der Petrochemie entwickelte sich ein einzigartiger Standortvorteil der Chemieregion: die Verbundproduktion. Sie ermöglicht es, Rohstoffe und Zwischenprodukte kostengünstig und umweltfreundlich über Fern- und Verbundleitungen zu transportieren. Mehr als 50% aller Produkte und Rohstoffe der chemischen Industrie werden in der Region durch Pipelines transportiert. Allein unter dem Rhein verlaufen mehr als ein Dutzend Rohrverbindungen. Die Region ist  an ein internationales Pipelinesystem angeschlossen: Rohöl wird zum Beispiel von den Seehäfen in Rotterdam und Wilhelmshaven in die ansässigen Raffinerien befördert. Weitere Produktleitungen versorgen die Region mit Ethylen und anderen Gasen.

    Seit Ende der 90er Jahre vollzog sich in der Chemieindustrie im Rheinland eine weitere Änderung. Große Chemiestandorte, die bis dahin jeweils allein von einem Unternehmen betrieben wurden, öffneten die Tore für andere Chemieunternehmen. So entstanden u. a. in Hürth, Leverkusen, Dormagen und Oberhausen moderne Chemieparks, die bis heute  Investoren aus dem In- und Ausland anziehen. Die Chemieparks verfügen über eine ausgebaute und bewährte Infrastruktur, die optimal an die Bedürfnisse der Chemie angepasst ist.

  • Bildung und Forschung in der Chemie-Region

    Die Hochschulen der Region und die Chemieunternehmen arbeiten in vielen Kooperationen Hand in Hand - sowohl im Bereich Forschung als auch im Bereich der Ausbildung. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Universität zu Köln und die Universität Duisburg-Essen zählen mittlerweile zu den bedeutendsten Hochschulen des Landes. Gemeinsam mit den Fachhochschulen Bonn-Rhein-Sieg, Düsseldorf und Köln zählt die Region weltweit zu den Gebieten mit der höchsten Dichte an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und innovativen Unternehmen.

    Die Initiative ChemCologne hat es sich zum Ziel gesetzt, die vielfältigen Standortvorteile der Region weiter auszubauen. Durch die Verknüpfung der vorhandenen Potenziale der Partner der Chemieindustrie zu einem effektiven Netzwerk soll die Chemieregion im Rheinland als Investitionsstandort weiterentwickelt werden. Gemeinsam mit den Chemieunternehmen der Region unterstützt der Arbeitgeberverband Chemie Rheinland dieses Ziel.